Vom Olympischen Gedanken und Sozialkompetenz — Hintergründe zum Schauwettkampf bei den VR CLASSICS

Vom Olympischen Gedanken und Sozialkompetenz — Hintergründe zum Schauwettkampf bei den VR CLASSICS

(Neumünster) Nur sechseinhalb Minuten darf ein Schaubild dauern, 90 Sekunden sind für den Aufbau erlaubt, 60 Sekunden für den Abbau. Eine Jury bestehend aus Richtern, Reitern und Prominenz aus Kultur, Wirtschaft, Sport und Politik bewertet das Reiten, die Idee und Kreativität, die Kostüme und Requisiten, die Musik und das Licht sowie natürlich die Einhaltung der Zeitvorgabe. Bei Überschreitung kann sogar eine Ausscheidung drohen. Alles muss daher genauestens getimt und getaktet sein, sprich jeder im Team muss wissen, wer, wann, welche Stange, welches Cavaletti und welche Deko herein und heraus bringt. Da die Requisiten zwischen den einzelnen Szenen eines Schaubildes auch oft noch einmal umgebaut werden, muss jeder Handgriff sitzen. Generalproben nur für die Aufbauteams? Keine Seltenheit beim Schauwettkampf der Reitvereine in Neumünster sagen Anne Tiedtke und Dr. Claudia Stroth. Die beiden engagierten Teamleiterinnen organisieren schon seit Jahren Schaubilder für die VR CLASSICS. “Wir nennen die Holstenhallen ‘unser Wohnzimmer’, schmunzelt Dr. Claudia Stroth.

Ohne Netz und doppelten Boden

In diesem Jahr heißt das Schaubild, das Stroth und Tiedtke gemeinsam mit dem Ponyhof Johannsen einstudiert haben, ‘Ohne Netz und doppelten Boden’. 65 Personen, 15 Pferde und ein Hund wollen Besucher in die Welt des Zirkus entführen. Vom turnierambitionierten Sportreiter bis zum Freizeitreiter oder dem erst achtjährigen Voltigier-Nachwuchs, alle sind mit Feuer und Flamme dabei. Im Vordergrund stehen nicht der Erfolg oder der Gewinn, weiß Dr. Stroth, sondern “dass man die Veranstaltung zusammen rockt!” Es ist eben dieser Olympische Gedanke, der sie und ihre Kollegin Jahr für Jahr motiviert, mit verschiedenen Reitvereinen und Gruppen, Schaubilder für die VR CLASSICS einzustudieren. “In den letzten Jahren ist das Vereinsleben etwas schwieriger geworden, daher ist es toll, dass man so ein Event als Verein erleben darf. Man kommt hier nicht hin, um zu gewinnen, sondern um mitzumachen und auch einmal in der Holstenhalle zu reiten. Da fühlt man sich fast wie auf Augenhöhe mit den großen Namen des Sports,” erzählt die hauptberufliche Tierärztin.

Beifall des Publikums

Und dann ist da natürlich das Publikum, das in den Holstenhallen bekanntermaßen ganz nah am Geschehen sitzt. “Das Publikum feiert einen, egal ob man gewinnt oder nicht, und das ist ein tolles Gefühl. Es schweißt das Team zusammen und alle, Pferde und Reiter, nehmen etwas mit. Die Zuschauer honorieren mit ihrem Beifall, welche Arbeit hinter den Schaubildern steckt,” ergänzt die erfahrene Teamleiterin. Damit am Show-Tag alles reibungslos läuft, haben sie und Anne Tiedtke ihre Teammitglieder nach Erfahrung gruppiert, so dass man genau weiß, welches Pferd-Reiter Paar auch der geballten Atmosphäre der VR CLASSICS gewachsen ist. Ein Schaubild braucht zuverlässige Reiter und Helfer, aber eben auch Pferde, denen man eine solche Kulisse zutrauen kann. Es ist ein Unterschied, ob ein Schaubild in der heimischen Reithalle stattfindet oder in der ausverkauften Holstenhalle mit Videoleinwand, Bandenwerbung und Applaus. Es ist schwierig, so etwas im Vorfeld zu üben, aber Stroth und Tiedtke proben zum Beispiel auch in einer Halle mit einer guten Soundanlage, so dass die Pferde auch an tiefe Bässe oder Applaus gewöhnt werden können. Oberste Priorität hat hier die Sicherheit für Pferd und Reiter, ein Schaubild soll schließlich Mensch und Tier gleichermaßen Spaß machen und Freude bereiten. Für die Zukunft wünscht Dr. Claudia Stroth sich weitere, engagierte, ehrenamtliche Helfer in den Reitvereinen, “so dass wir es schaffen, die Jugend auch weiterhin ans Pferd zu kriegen. Dass Kinder und Jugendliche rausgehen, auch bei schlechtem Wetter, und dieses tolle Hobby gemeinsam mit einem Tier erleben. Nichts ersetzt den Umgang mit einem echten Tier, dass ein ganz ehrliches Feedback gibt. Das muss gar nicht Reiten sein, der Umgang und die Pflege des Pferdes gehören auch dazu. Nichts schult die Sozialkompetenz besser.”

VR CLASSICS beginnen am Donnerstag

Der 29. Neumünsteraner Schauwettbewerb der Reitvereine, unterstützt von den Volksbanken Raiffeisenbanken und easycredit, beginnt am Donnerstag, den 15. Februar um 15.15 Uhr. Davor dürfen Zuschauer schon ab 8:00 Uhr internationale Dressur und nationalen Springsport genießen, unter anderem auf die Premiere der Reitsport Sievers Team Trophy, ein Stilspringen für den reitenden Nachwuchs. Verbleibende Tickets für die Tages- und Abendveranstaltung gibt es auch an der Tageskasse.

 

Foto: Das Team des Ponyhof Johannsen gewinnt den Schauwettkampf der Reitvereine 2024 (c) Stefan Lafrentz